Bettina Blohm

A Pause in Process

26 April – 21 June 2025

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Die Galerie kajetan freut sich, unter dem Titel A Pause in Process die zweite Einzelausstellung der in New York und Berlin lebenden Künstlerin Bettina Blohm (*1961) präsentieren zu dürfen. Gezeigt werden großformatige Malereien sowie eine Zeichnung aus den Jahren 2019 bis 2025, die sich durch eine geometrisch anmutende, abstrakte Bildsprache auszeichnen. Angedeutete Raster, serielle, zumeist quadratische Formen und mehrschichtige farbliche Modulationen prägen dabei das Vokabular. Der Ausstellungstitel gibt bereits einen Ausblick auf ein zentrales Moment im Schaffen der Künstlerin: das Innehalten im Verlauf eines offenen Arbeitsprozesses und die daraus hervorgehenden Verschiebungen innerhalb innerbildlicher Verläufe, die das eigentliche Sujet ihrer Arbeiten darstellen.

Den Auftakt der Ausstellung bildet die Malerei Ascension (2023), die gemeinsam mit der Zeichnung Aus der Serie: Veronica (2023) präsentiert wird. Beide Arbeiten treten in einen spannungsvollen Dialog und leiten eindrücklich in Blohms vielfältige Bilderwelten ein: Die im quadratischen Format realisierte Arbeit Ascension scheint sich kompositorisch in die Bildhöhe zu bewegen, in der sich tiefschwarze, von orangenen Farbspuren durchwirkte Quadrate als Formgefüge in fragmentierte Konturen und konturierte, offene quadratische Körper auflösen. Diese entfalten aufgrund ihrer Größe und hellen Körperfarbe ein visuelles Gewicht, das dem vermuteten Bewegungsmoment in der Vertikalen entgegentritt. 

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Auf ähnliche Weise spielt die Künstlerin auch in der begleitenden Zeichnung mit unserer Erwartung an das Bild: Wir blicken auf zwei tiefschwarze Quadrate, die von einem greigen Farbfeld getragen und mit dem Bildgrund — als Weissraum von einer zarten Kohlelinie konturiert — verankert sind. Aufgrund des lichten Bildträgers, der farblichen Dominanz der Quadrate und der geschichteten Bildkomposition erwarten wir eine Tiefenillusion im Bild, die die Künstlerin bewusst unterläuft. Das neutrale Greige — ein Mischton aus Rot, Blau, Gelb und Weiß — nivelliert einen Push-and-Pull-Effekt des Schwarz-Weiß-Kontrastes und spiegelt formal sowohl die äußere Kontur des Bildes, als auch die quadratischen Formen als Malspuren in sich. Die Zeichnung bleibt flächig in der Horizontalen organisiert und bezeugt Blohms Anspruch, Bildräume in ihrer Struktur aus Vorder- und Hintergrund egalitär zu behandeln und angenommene Bildlogiken aufzubrechen.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Ein zentrales Strukturprinzip in Blohms Werk bildet das Raster. Anders als in der konstruktivistischen Tradition nutzt die Künstlerin dieses als offenes Bezugssystem, das einerseits Orientierung bietet, anderseits unterwandert wird. Linien sind handgezogen, Flächen auf subtile Weise irregulär gesetzt, ihre Abstände zueinander variieren. Die Bildstrukturen scheinen sich einem Ordnungssystem zu nähern, ohne sich ihm zu unterwerfen. Solche bewusst unregelmäßigen Setzungen erzeugen ein Spannungsverhältnis zwischen Ordnung und Abweichung, das die Bildstrukturen in Bewegung versetzt.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Die Gleichzeitigkeit von Ordnung und deren bewusster Unterwanderung zeigt sich exemplarisch in Arbeiten wie Into the Tuileries (2024): Die großformatige Malerei wirkt auf den ersten Blick klar strukturiert — serielle quadratische Felder, scheinbar gleichmäßig über die Fläche verteilt, vermitteln die Idee eines einheitlichen Rasters. Doch schon bei näherer Betrachtung offenbart sich, dass die Abstände variieren, sich Farbflächen überlagern und so neue Mikrostrukturen bilden. Das Kompositionsgefüge ist von leichten Verschiebungen und rhythmischen Unregelmäßigkeiten durchzogen, die das Bildgeschehen beleben.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Auch Power and Icon (2023) verweigert sich einer strengen Struktur: drei- bis vierseitig konturierte Quadrate am linken Bildrand fungieren als eine Trennlinie innerhalb des Bildes. Wir meinen, ein festes Regelsystem entdeckt zu haben, was sowohl in der Vertikalen, als auch in der Horizontalen sich ergänzende Formenpaare darstellt. Diese erweisen sich jedoch bei näherer Betrachtung der jeweiligen Bildachsen als inkongruent. Die einzelnen Farbflächen sind von mehrschichtigen, durchscheinenden Konturen geprägt, die das Formgefüge trotz farblicher Strahlkraft porös erscheinen lassen.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Blohms Malerei entwickelt sich aus einem lang angelegten Arbeitsprozess, der durch wiederholtes Überarbeiten, Pausieren und Neujustieren geprägt ist. Die Kompositionen entstehen nicht auf Grundlage vorbereitender Studien, sondern entwickeln sich schrittweise im Dialog mit der Leinwand. Häufig arbeitet Blohm parallel an mehreren Bildern, dreht diese in Trocknungsphasen zur Wand und kehrt später mit frischem Blick zurück. Farben werden entfernt und übermalt, neue Setzungen hinzugefügt. Die sichtbaren Spuren dieser Revisionen verleihen der Bildoberfläche Tiefe, Geschichte und eine Leserichtung.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Auch die Titel der Arbeiten folgen dem Prinzip des Dialogs. Sie entstehen auf assoziativer Basis im Verlauf des Malprozess und benennen keine vorab definierten Themen, sondern eröffnen weiterführende Bedeutungsebenen. Einige Titel, wie A Space of One’s Own (2023) oder Untitled (after Ivan Kljun) (2024), verweisen auf literarische oder kunsthistorische Kontexte, während andere — wie Gateway (2023) — aus der Formensprache selbst entwickelt sind. Die benutzten Formen speisen sich aus der Beobachtung von Architektur und Landschaft und fungieren als bildnerische Strukturen ebenso wie als metaphorische Projektionsflächen:

Paintings are material objects, but they also tell a story. Square, meander, maze or gate are images as well as metaphors.“ — Bettina Blohm, 2024

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Bettina Blohms Werk steht im Spannungsfeld zweier künstlerischer Traditionen: der europäischen Klassischen Moderne mit ihrem Streben nach bildnerischer Autonomie, strukturierter Komposition und rhythmischer Ordnung und der amerikanischen Prozessmalerei, in der die Bildfindung aus dem freien Prozess des Malens heraus erwächst. Ihre Werke, die sich zwischen Stabilität und Instabilität, zwischen Regelhaftigkeit und ihrer produktiven Auflösung, zwischen Konstruktion und gestischer Artikulation bewegen, vermitteln dem Betrachter feinteilig nachvollziehbare Entstehungsgeschichten ihrer selbst.

Eliza Grabarek M.A.

Bettina Blohm | Untitled (Bausteine) | 2024 | Öl auf Leinwand / Oil on linen | 134 x 165 cm | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus
Schneider

Vita

Bettina Blohm (*1961 in Hamburg) lebt und arbeitet in New York und Berlin. Nach einem Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München (1980–1984) zog sie nach New York, wo sie seither lebt und seit 2003 US-amerikanische Staatsbürgerin ist. Seit 2008 unterhält sie zusätzlich ein Atelier in Berlin. Blohm arbeitet ortsbezogen: In New York entstehen ihre großformatigen Malereien, während sie in ihrem Berliner Atelier vorwiegend zeichnet — oft unter freiem Himmel und aus der Beobachtung von Landschaft und Architektur heraus. Ihre Werke waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA und Europa zu sehen und befinden sich in renommierten öffentlichen Sammlungen wie der Berlinischen Galerie, der Pinakothek der Moderne München und dem Städel Museum Frankfurt.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Gallery kajetan is pleased to present A Pause in Process, the second solo exhibition of artist Bettina Blohm (*1961), who lives and works between New York and Berlin. On view are large-scale paintings and one drawing from the years 2019 to 2025, characterized by an abstract visual language with a geometric sensibility. Implied grids, serial — mostly square — forms, and multilayered color modulations shape Blohm’s painterly vocabulary. The exhibition title already hints at a central aspect of her practice: the pause within an open working process and the resulting shifts in compositional development that become the actual subject of her work.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

The exhibition opens with the painting Ascension (2023), presented in dialogue with the drawing From the Series: Veronica (2023). These two works enter into a tension-filled exchange and provide a compelling introduction to Blohm’s multifaceted visual language. The square-format painting Ascension appears to move vertically upwards: deep black rectangles, marked with traces of orange, dissolve into fragmented contours and open, delineated shapes. Due to their scale and pale coloring, these shapes exert a visual weight that counters the implied upward movement.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

The accompanying drawing likewise plays with our expectations. We see two deep black squares set against a greige color field and anchored within the picture plane — outlined by a delicate charcoal line as part of a white surrounding space. The lightness of the support, the chromatic dominance of the squares, and the layered structure of the drawing evoke an illusion of depth that Blohm deliberately subverts. The neutral greige — a blend of red, blue, yellow, and white — neutralizes the push-and-pull effect between black and white contrasts, and formally reflects both the outer charcoal contour and the square shapes themselves. The drawing remains horizontally organized and flat, affirming Blohm’s commitment to treating foreground and background on equal terms, and to disrupting presumed pictorial logics.

A central structural element in Blohm’s painting is the grid. Unlike the rigid constructions of earlier modernist traditions, she employs the grid as an open reference system — offering orientation while simultaneously undermining it. Lines are drawn by hand, planes are subtly irregular, and distances between them fluctuate. The works approach the idea of order, yet resist full compliance. These intentional irregularities generate a dynamic tension between structure and deviation that sets the image in motion.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

This simultaneity of structure and its conscious subversion is exemplified in works such as Into the Tuileries (2024). At first glance, the large painting appears clearly structured — serial square fields evenly distributed across the surface suggest a stable grid. Yet upon closer inspection, the distances vary, color fields overlap, and microstructures emerge. The composition is traversed by slight shifts and rhythmic irregularities that animate the pictorial field.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Power and Icon (2023) also resists fixed order. Squares along the left edge of the canvas are contoured on either three or four sides, forming a dividing line within the painting. Initially, the viewer believes to perceive a coherent system, formed by complementary pairs of shapes in both vertical and horizontal alignment. Upon closer examination, however, the axes reveal inconsistencies. The individual color fields are marked by translucent layers that — despite their chromatic intensity — render the composition permeable and open-ended.

Blohm’s paintings develop through a long-term, phase-oriented working process, defined by interruption, revision, and repositioning. Compositions do not follow preparatory studies but evolve gradually in dialogue with the canvas. She often works on multiple paintings simultaneously, setting them aside during drying phases before returning with a fresh perspective. Colors are removed, areas are reworked, new painterly decisions are added. These visible revisions lend the surface its depth, its history, and a legible directional flow.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

The titles of her works likewise emerge from this dialogic process. Rather than assigning predetermined meanings, they open associative fields of interpretation. Some, like A Space of One’s Own (2023) or Untitled (after Ivan Kljun) (2024), refer to literary or art historical contexts, while others — such as Gateway (2023) — are derived from the work’s formal language itself. The visual elements draw from architectural and landscape observation and function as structural devices as well as metaphorical projections:

“Paintings are material objects, but they also tell a story. Square, meander, maze or gate are images as well as metaphors.” — Bettina Blohm, 2024

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Bettina Blohm’s work unfolds at the intersection of two artistic traditions: the European Classical Modernism with its pursuit of compositional structure, rhythm, and formal autonomy, and the American tradition of process painting, where the act of making becomes the visible content of the work. Her paintings move between stability and dissolution, between system and its interruption, between construction and gestural expression. They present themselves as open structures — demanding a slow gaze and revealing their genesis step by step.

Eliza Grabarek M.A.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider

Biography

Bettina Blohm (*1961 in Hamburg) lives and works in New York and Berlin. After studying painting at the Academy of Fine Arts in Munich (1980–1984), she relocated to New York, where she has lived since and became a U.S. citizen in 2003. Since 2008, she has also maintained a studio in Berlin. Blohm works in a site-specific rhythm: her large-format paintings are created in New York, while her drawings — often developed outdoors and grounded in the observation of landscape and architecture — are produced in her studio in Berlin-Schöneberg. Her work has been shown in numerous solo and group exhibitions across the U.S. and Europe, and is represented in public collections including the Berlinische Galerie, the Pinakothek der Moderne in Munich, and the Städel Museum in Frankfurt.

Bettina Blohm | A Pause in Process | Ausstellungsansicht / Exhibition view 2025 | Courtesy the artist & Galerie kajetan | Photo: Marcus Schneider