13 September – 29 November 2025
OPENING RECEPTION: Friday, 12 September 2025, 6–9 pm | IN THE PRESENCE OF THE ARTIST AND WITH FLUTE MUSIC BY PIERRE OCTAVE FERROUD, CARL PHILIPP EMANUEL BACH AND ASTOR PIAZZOLLA, PERFORMED BY RAPHAELLE ZANEBONI
Special events: BERLIN ART WEEK, Saturday and Sunday, 13 and 14 September 2025, 11 am–6 pm | Galerierundgang CHARLOTTENWALK, Saturday, 29 November 2025, 12 am–6 pm

Die Galerie kajetan freut sich, mit Silky Way die erste Einzelausstellung des in Leipzig lebenden Künstlers Minh Dung Vu (*1995) präsentieren zu dürfen. Neben zwei kleineren Papierarbeiten kommen neue großformatige Textilarbeiten zur Ausstellung, in denen Vu glänzende, von sanften Farbverläufen geprägte Seide mit unbehandeltem matten Leinenstoff vernäht und so mit dem Bildträger verbindet. Damit verschiebt der Künstler die Grenzen zwischen Malerei, Collage und Objekt und erweitert das klassische Verständnis des Bildes um eine konsequent materialbasierte Dimension. Seine Werke kreisen um Fragen kultureller Zugehörigkeit, Identität und Erinnerung und zeichnen sich durch eine subtile, zugleich präzise kontrollierte Materialität sowie eine starke raumbezogene Präsenz aus.

Vus künstlerischer Prozess beginnt mit der Auswahl und Bearbeitung einzelner Stoffbahnen, deren Eigenverhalten er bewusst in den Entstehungsprozess einbezieht. Der Stoff reagiert auf Spannung, Nähte und Faltungen, nimmt Farbe an oder weist sie ab, verändert seine Struktur und Transparenz. Je nach Stärke und Gewebeart verhalten sich die Materialien unterschiedlich – Eigenschaften, die der Künstler gezielt einsetzt. Trotz der zweidimensionalen Anlage entstehen durch das Wechselspiel von Materialstärke, Lichtdurchlässigkeit und Oberflächenstruktur vielschichtige Licht- und Schattenwirkungen, die sich mit der Positionierung im Raum verändern.
Damit spielt der Raum eine zentrale Rolle im noch jungen Werk des Künstlers. Vus Arbeiten sind nicht als isolierte Objekte gedacht, sondern treten in eine wechselseitige Beziehung mit ihrer Umgebung. Architektur, Lichtführung und Betrachterbewegung verändern ihre Wirkung, zugleich öffnen die Arbeiten neue, überraschende Lesarten des Raums.

Mit der Wahl des Materials – der tief in der vietnamesischen Kultur und im Kunsthandwerk verwurzelten Seide und dem fest in der westlichen Malereigeschichte verankerten Leinenstoff –, seiner Bearbeitung durch Spannen, Falten, Färben, Drapieren, Trennen und Zusammenführen sowie der finalen Installation im Raum spiegeln die Arbeiten des Künstlers die Flexibilität von Identität und die Verknüpfung zweier kultureller Bezugssysteme wider.
So bezieht Vu, in Vietnam geboren, biografische und kulturelle Erfahrungen in seine Arbeit ein, ohne sie explizit zu illustrieren. Traditionelle Textil- und Farbcodes, visuelle Anklänge an traditionelle Musikformen wie chầu văn und ca trù sowie persönliche Erinnerungsfragmente fließen in hybriden, abstrakten Formen zusammen. Damit wird der Stoff in seiner strukturell gegliederten Komposition zum Träger von Geschichte, Bruch und Aneignung – eine Materialsprache, in der sich individuelle wie kollektive Narrative einschreiben.

Erstmals zeigt Vu in Silky Way auch eine Arbeit mit Chiffon, einem feinen, halbtransparenten Material, das – klassischerweise aus Seide hergestellt – im 19. Jahrhundert in Frankreich entwickelt wurde und das der Künstler in seinem Atelier vorfand. Über dessen besondere Qualitäten sagt er:
„Beim Chiffon erkenne ich besonders seine halbtransparente Eigenschaft: Er verdeckt nicht vollständig, sondern lässt Licht und die dahinter liegenden Formen hindurch scheinen. So kann der Betrachter sowohl die Oberfläche des Chiffons als auch die Struktur des Rahmens wahrnehmen, wodurch ein doppeltes visuelles Erlebnis entsteht. Für mich trägt Chiffon eine Leichtigkeit in sich und lässt sich leicht bearbeiten – hinzufügen, entfernen, falten, schichten, färben oder bemalen –, ohne die Struktur des Rahmens zu zerstören. Er ist wie eine dünne Haut, die den Rahmen zugleich verhüllt und enthüllt. In diesem Moment ist der Rahmen nicht mehr nur ein technisches Element zur Unterstützung des Werks, sondern wird zu einem Teil der visuellen Sprache des Kunstwerks.“

Während der Künstler formal an die Minimal Art anknüpft und sowohl Bezüge zur konzeptuellen Textilkunst als auch zur Prozesskunst erkennen lässt, entwickelt er ein eigenes, klar konturiertes Formenvokabular, das wirkungsvoll von stofflicher und formaler Spannung lebt. Die präzise gesetzten, reduzierten Gesten entfalten dabei ebenso Erzählcharakter wie die Materialien selbst.
Eliza Grabarek M.A.

Vita
Minh Dung Vu (*1995 in Vietnam) lebt und arbeitet in Leipzig. Nach einem ersten Studium in Grafikdesign an der Vietnam University of Fine Arts (2013–2014) setzte er seine Ausbildung in Deutschland fort – zunächst an der HBK Essen (Malerei/Grafik, 2015–2019), anschließend an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Michael Riedel (2019–2022). Im Anschluss war er Meisterschüler bei Prof. Nikolas Gambaroff an der Kunsthochschule Mainz (2022–2023).
Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit einem Anerkennungspreis im Rahmen des STRABAG Art Award International 2020 sowie dem Essener Förderpreis und dem Deutschlandstipendium im Jahr 2018. 2024 wurde er für die Ketterer Kunst Masterclass nominiert.
Einzelausstellungen führten ihn u. a. in die Galerie der Kunsthochschule Mainz (From East to West, 2023) sowie ins STRABAG Kunstforum nach Wien (Time on Flow, 2021). In Gruppenausstellungen zeigte er seine Arbeiten u. a. bei der Galerie Biesenbach, Köln (Trialogue: Aspects of Abstraction, 2023), bei der Galerie Heike Strelow in Frankfurt (Painting after Painting, 2023) sowie im Rahmen der Positions Berlin Art Fair 2022. Seine Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter die des STRABAG Kunstforums Wien, und wurden in Fachmedien wie Contemporary Art Issue publiziert.

Minh Dung Vu
Silky Way
Galerie kajetan Berlin
September 13 – November 29, 2025
Galerie kajetan is delighted to present Silky Way, the first solo exhibition of Munich-based artist Minh Dung Vu (*1995). Alongside two smaller works on paper, the exhibition features new large-scale textile works in which Vu stitches shimmering silk, characterized by gentle color gradients, together with untreated matte linen, thus integrating it into the picture carrier. In doing so, the artist pushes the boundaries between painting, collage, and object, expanding the classical notion of the picture through a consistently material-based dimension. His works revolve around questions of cultural belonging, identity, and memory, and are distinguished by a subtle yet precisely controlled materiality as well as a strong spatial presence.

Vu’s artistic process begins with the selection and preparation of individual fabric panels, whose inherent behavior he deliberately incorporates into the process. The fabric responds to tension, seams, and folds, absorbing or resisting dye, altering its structure and transparency. Depending on weight and weave, the materials behave differently – qualities the artist employs with intent. Despite their two-dimensional setup, the interplay of density, translucency, and surface texture generates multilayered light and shadow effects that shift with the positioning in space.
Thus, space plays a central role in the still young oeuvre of the artist. Vu’s works are not conceived as isolated objects, but enter into a reciprocal relationship with their surroundings. Architecture, light, and the viewer’s movement transform their impact, while at the same time the works themselves open up new and surprising readings of space.

Through his choice of material – silk, deeply rooted in Vietnamese culture and craft, and linen, firmly anchored in the history of Western painting – together with their treatment through stretching, folding, dyeing, draping, separating, and rejoining, as well as their final installation in space, Vu’s works reflect the flexibility of identity and the interweaving of two cultural reference systems.
Born in Vietnam, Vu incorporates biographical and cultural experience into his work without illustrating them explicitly. Traditional textile and color codes, visual echoes of musical forms such as chầu văn and ca trù, and fragments of personal memory converge in hybrid, abstract forms. Fabric, in its structurally articulated composition, becomes a carrier of history, rupture, and appropriation – a material language inscribed with both individual and collective narratives.

For the first time in Silky Way, Vu presents a work made entirely of chiffon – apart from its wooden frame. Chiffon, traditionally produced from silk, here entirely replaces the linen. Through its multilayered, semi-transparent quality, the work dissolves the boundaries between painting, collage, and object altogether, asserting itself as an installation that activates space and conveys moments of transition and threshold. On his choice of material, the artist states:
“With chiffon I recognize above all its semi-transparent quality: it does not fully cover but allows light and the forms behind it to shine through. Thus the viewer can perceive both the surface of the chiffon and the structure of the frame, producing a double visual experience. For me, chiffon carries an inherent lightness and is easy to handle – adding, removing, folding, layering, dyeing, or painting – without destroying the structure of the frame. It is like a thin skin that both conceals and reveals the frame. At this moment the frame is no longer merely a technical support for the work, but becomes part of the visual language of the artwork.”

While Vu formally draws on Minimal Art and engages references to both conceptual textile art and process art, he develops a distinct and clearly defined formal vocabulary that thrives on the tension of material and form. His precisely placed, reduced gestures unfold a narrative quality equal to that of the materials themselves.
Eliza Grabarek M.A.

Biography
Minh Dung Vu (*1995, Vietnam) lives and works in Munich. After initial studies in graphic design at the Vietnam University of Fine Arts (2013-2014), he continued his education in Germany – frst at the HBK Essen (Painting/Graphic, 2015-2019), then at the Academy of Fine Arts Leipzig under Prof. Michael Riedel (2019-2022). He subsequently studied as a master student with Prof. Nikolas Gambaroff at Kunsthochschule Mainz (2022-2023).
His work has been recognized with several awards, including a commendation in the STRABAG Art Award International 2020, the Essener Förderpreis, and the Deutschlandstipendium in 2018. In 2024 he was nominated for the Ketterer Kunst Masterclass.
Solo exhibitions include the Gate Gate Gallery in Hanoi (Around the White Road, 2024), die Kunsthochschule Mainz Gallery (From East to West, 2023) and the STRABAG Kunstforum, Vienna (Time on Flow, 2021). Group exhibitions have featured his work at Galerie Biesenbach, Cologne (Trialogue: Aspects of Abstraction, 2023), Galerie Heike Strelow, Frankfurt (Painting after Painting, 2023), and at Positions Berlin Art Fair 2022. His works are represented in private and public collections, including that of the STRABAG Kunstforum, Vienna, and have been published in art journals such as Contemporary Art Issue.

Minh Dung Vu (*Vietnam, arbeitet in München, Deutschland / works in Munich, Germany)
Prizes/Grants
Nomination Ketterer Kunst Master Class Award 2024, Munich
STRABAG Artaward International 2020 – Award of Recognition
Deutschlandstipendium für begabte und leistungsstarke Studierende
Essener Förderpreis 2018

Gruppenausstellungen und Einzelausstellungen (Auswahl) / Solo and group shows(selection)
2025 Silky Way – Galerie Kajetan – Berlin (Solo)
2025 It is not a War – Eliklein Galerie – New York
2025 Analogies – Galerie Biesenbach Cologne
2025 Postost Melancholy – rk Galerie Bezirksamt Lichtenbberg von Berlin
2024 Masterclass Award 2024 – Ketterer Kunst Munich
2024 AROUND THE WHITE ROAD – Gate Gate Galerie in Hanoi, Vietnam (Solo)
2023 Painting after Painting , Galerie Heike Strelow, Frankfurt am Main
2023 4 Generations Painting after Painting – SHALAST , Galerie Heike Strelow
2023 TRIALOGUE – Aspects of Abstraction, Galerie Biesenbach Köln
2022 Diplom-Show, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
2022 Position Berlin , Galerie Biesenbach, Cologne
2022 Thank for the delay – CAI Galerie , Belgium
2022 JO HUUMMEL – MINH DUNG VU, Galerie Benjamin Eck, Munich
2021 Time on Flow – STRABAG Kunstforum Vienna, Austria (Solo)
2021 Season Black – Werkschauhalle Spinnerei Leipzig
2021 3 Person-show Abtract/3/Struktur – Galerie Biesenbach Köln
2020 Essential Reduction – Galerie Heike Strelow, Frankfurt am Main
2020 STRABAG Artaward International 2020 Exhibition, STRABAG Kunstforum Vienna, Austria
2020 Carte Blanche – Galerie Biesenbach, Cologne
2020 Project on #7 – Galerie damdam Koreanisches Kulturzentrum, Berlin
2019 Unsere Meinung, Klasse Riedel – Urban Jungle, Leipzig
2019 Degree Show – HBK Essen
2019 Small world, Galerie Biesenbach, Cologne
2019 Flow, Kupferdreherst 163
2018 Essener Förderpreis Ausstellung 2018
2018 Contemporary Art Ruhr (C.A.R) Innovative Kunstmesse, Essen.
2018 Art of Nedschroef, Essen
2017 Clear prospect at Toscana Halle Berlin
Public Collections
STRABAG Kunstforum, Vienna

Publications
»STRABAG Artaward« 25 Jahre Kunstpreis für Malerei und Zeichnung
STRABAG SE, STRABAG Kunstforum; Ritter Verlag, Klagenfurt 2020
ISBN 978-3-85415-617-8
»Clear Prospect
Nicola Stäglich, Tim Tratenroth und Anja Kreitz.
Toscana-Halle Berlin,von der Katalog „ Clear Prospect“
fadbk|HBK Essen Verlag Edition HBK Essen 7, ISBN: 978-3-940887-91-7
